Wer kennt es nicht, das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“? Am Beispiel unseres Kanzlers Olaf Scholz wird deutlich, dass übereifrige „Action“ einer Führungskraft zwar nicht erstrebenswert ist, Abtauchen und allzu langes Schweigen aber kann bei den Geführten erst zu Missverständnissen und dann zu Gerüchten führen. Führen heißt vorangehen, den Weg zeigen, für Klarheit sorgen, Sicherheit bieten. Was birgt dieses erlebte Abtauchen einer Führungskraft für Gefahren?
Im Nebel: Schweigen gleich Orientierungslosigkeit?
Spuren von Angst, Unsicherheit und Unberechenbarkeit machen den Menschen nervös. Jeder, der als Segler, Ski- oder Autofahrer bisweilen im Nebel unterwegs ist, kennt dieses „eigenartige Kribbeln im Nacken“. Es fehlt die klare Sicht, mit der der Mensch taxieren kann, ob er auf dem richtigen Weg ist, ob er dem Kurs, dem Weg gelassen folgen kann, um sein Ziel zu erreichen. Die Schritte werden kürzer und langsamer, die Segel werden gerefft, das Tempo deutlich der eingeschränkten Sicht angepasst. So zumindest von allen, die kein Hassadeurblut in den Adern fließen haben. Schon deutlich entspannter nehmen wir Menschen die Nebelfahrt in Kauf, wenn wir wissen, dass wir einen routinierten Nebelfahrer als verantwortlichen „Chef am Ruder“ haben. Fatal wird es, wenn gerade dieser „Chef am Ruder“ sich als schlappe Führungskraft herausstellt, seekrank ist, orientierungslos und mit notwendigen Kommandos völlig überfordert. Ist der Kanzler so eine Führungskraft?
Statt Schweigen: Ansagen, um das Volk bei Laune zu halten
Agiles Management ist in aller Munde. Teams ist nicht nur erlaubt, ihre Expertise zum Wohle des Ganzen, des Unternehmens, des Bootes einzubringen, diese Aktivität ist explizit erwünscht. Insbesondere in der Wissenschaft werden durch dieses selbstständige Forschen, Experimentieren, Arbeiten neue Freiräume geschaffen. Es geht um Verbreiterung, Vertiefung von Expertenwissen, um mit den Ergebnissen rascher, nachhaltiger, sicherer neue Erkenntnisse zu fördern. Hinter all den Expertengruppen steht aber ein klar definiertes Konzept, eine klare Verabredung, wie und bis wann die einzelnen Teamergebnisse zusammengeführt sein müssen, um das große wissenschaftliche, wirtschaftliche Puzzle zusammenzuführen.
Die Führungskraft, die für alle „Puzzleteile“ gesamtverantwortlich ist, ist stärker denn je gefragt, aktiv Führung an den Tag zu legen. Selbst kleine Expertengruppen, die im Rahmen des agilen Managements autonom arbeiten, erwarten von ihren Führungskräften die klare Ansage, Zielfokussierung und auch die Bereitschaft für aktives Mentoring. Sollte diese souveräne Führungskapazität über längere Zeit dem Volk, Team, der Crew verwehrt bleiben, entsteht auch hier das Gefühl des Fahrens im Nebel. So auch in dieser Zeit beim deutschen Volk. Das deutsche Volk kennt seinen neuen Kanzler als Finanzminister. Unaufgeregt, fleißig, präzise. Aber taugt diese Kenntnis auch weiterhin in Zeiten seiner Tätigkeit als Führungskraft Nr. 1, dem Kanzler?
Maxime : Tue Gutes und rede darüber
In turbulenten „Nebelfahrten“ wie zur Zeit, braucht es „den Mann auf der Brücke, am Ruder“! Da ist ein uneiniges Europa, da fuchtelt irgendein Widersacher mit gefährlichen Waffen, da lässt sich auch eine Inflation nicht wegreden. Und zu allem Überfluss: Corona! Wo ist die Führungskraft, die glaubhaft machen kann, dass sie – die Führungskraft – am Ball ist, weiß, wo es langgeht, die Fäden sichtbar in der Hand hält? „Tue Gutes, und rede drüber“. Selbst wenn das Vertrauen in die Souveränität der Führungskraft vorhanden ist, so ist es doch unabdingbar, dass fühlbar, sichtbar, hörbar die Führungsrolle unter Beweis gestellt wird. Selbst geäußerte Zweifel, wahrgenommene Unsicherheiten, Unstimmigkeiten müssen dem Volk, der Belegschaft eines Landes, eines Unternehmens, lupenrein kommuniziert werden. Sonst entstehen erst Gerüchte und dann Ängste, mehr noch, als dieser Tage ohnehin schon im Volke wahrnehmbar sind.
Und hier das Motto für Führung:
Raus aus der Deckung, ran ans Mikro. Die Führungskraft schafft sich Freiraum durch die klare Linie, den roten Faden, die offene Kommunikation!
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Über den Autor
Georg-W. Moeller ist Führungskräftecoach und Spezialist für Unternehmernachfolge. Seine Website: gwm coaching plus: Motivationscamp