Allmählich kriecht das Gift immer weiter in die Seele von uns Europäern. Es rächt sich die Jahrzehntelange von uns selbst provozierte Abhängigkeit, eine überwältigende Mehrheit des Energiebedarfs durch das despotische russische Regime decken zu lassen. Angst, existenzielle Angst, breitet sich in uns aus. Wir fürchten den totalen Blackout, spätestens im kommenden Winter. Tun wir auch genügend, um uns aus der russischen Klammer zu befreien?
Angstvolles Jammern in der Krise hilft nicht, es schwächt!
Die Bequemlichkeit, der Komfort, der Reichtum an nahezu allem, den wir alle über Jahrzehnte in dieser Hemisphäre genossen haben, ist in Gefahr. Ehrlicherweise haben wir diesen bevorzugten Lebensmodus größtenteils von unseren hart schaffenden Eltern quasi geerbt. Mit ihren Erkenntnissen aus Kriegserlebnissen haben sie bienenfleißig aus den Entbehrungen der Kriegszeit ein „süßes“ Leben erarbeitet, das bis in die Jetztzeit andauert(e). Die Kinder und Enkel der Kriegsgeneration kamen zudem noch in den Genuss qualifizierter Ausbildungen, um quasi in Sachen „dolce vita“ noch eins draufzusetzen. -siehe auch Sabine Bodes Buchreihe „Die Kriegsgeneration, -kinder,-enkel“.
Damit soll jetzt Schluss sein? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Runter vom Sofa der Bequemlichkeit, rauf auf einen harten Schemel der Neuorientierung! Beinahe verständlich ist die neue Haltung des Jammerns „auf hohem Niveau“, wie wir beschwichtigend sagen. Wir fühlen quasi, wie uns der Komfortteppich unter den Füßen weggezogen wird. Angst vor 19 Grad Wohntemperatur, Lebensmittelknappheit (Getreide), jäh abstürzende Wirtschaft etc. Das Jammern mag verständlich sein, doch helfen tut Jammern nicht. Das haben wir Älteren möglicherweise durch übertragene Glaubenssätze wie: „Starker Junge weint nicht“, „kneif die A.-backen zusammen“, „nur die Harten kommen in den Garten“ etc. zum Verdrängen von Schmerzen beigebracht bekommen. Diese antrainierte Haltung gilt auch jetzt! Jammern schwächt!
Statt der Angst: Krise zwingt zum Innenhalten und Nachdenken!
An Rohstoffen jedweder Art mangelt es uns Binnendeutschen immer schon. 82 Millionen hungrige Mäuler mit Lebensmitteln, Gas, Öl, für die Herstellung deutscher Produkte mit notwendigen Stoffen zu versorgen, funktioniert ausschließlich über die internationale Kooperation mit friedliebenden, Wirtschaftspartnern, die mit uns im Handelsaustausch sind und verstehen, dass nur so Wohlstand zu etablieren und halten ist. Einseitige Abhängigkeiten führen zu einer Situation der Ohnmacht, zumal, wenn ein Handelspartner seine Friedfertigkeit gegen brutale Erpressungsstrategien eintauscht. Eine bittere Erkenntnis. Aber aus dieser Zwangssituation erwächst der Keim neuer Energie. Die Energie, die wir 82 millionenfach zwischen den Ohren haben. Das ist unsere Ressource, mit der wir wuchern können.
Zunächst müssen wir uns eingestehen, dass wir unser Gesellschaftsfahrzeug in eine Sackgasse manövriert haben. Wie beim Autofahren gilt auch hier: anhalten, -sich ggf. über den Fehler ärgern-, nachdenken und umdrehen! Zurück auf die Straße des Erfolges. Wie? Bedauerlicherweise geht zunächst einmal aus Therapeutensicht die Streckenführung über eine unübersichtliche Strecke. Wir nennen sie „Verzicht“. Die Geschwindigkeit ist wegen der Unübersichtlichkeit der Streckenführung deutlich verlangsamt, will heißen, wir alle können nicht mehr „volle Pulle“, sondern müssen achtsam auf jede einzelne Baustelle zufahren. Wir verstehen unsere gemeinsame Verantwortung für gegenseitige Rücksichtnahme, Solidarität und gemeinsame „Sache“, mit der wir gemeinsam die Krise wuppen werden. Egoismus hat hintenan zu stehen. Gemeinsam werden wir im kommenden Winter „frieren“, oder zumindest von der behaglichen Wohnraumtemperatur Abstand nehmen.
Der Verzicht in der Krise auf „volle Pulle“ auf der Autobahn, ggf. Mangel an diversen Konsumgütern, Flugreisen etc. mag ungewohnt hart aber unumgänglich sein. Spätestens jetzt beginnen die klugen, intelligenten Geister an zu arbeiten.
Wie schnell gelingt es uns, nach furchtbar langen, zähen, unnötigen Diskussionen den Weg freizumachen, unsere energetische Abhängigkeit durch einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien zu „boostern“? Sind wir bereit, der Landwirtschaft in erster Linie Selbstversorgungsprinzipien neu einzuräumen? Anstelle Milch wie die „Bekloppten“ zu produzieren, deren Überfluss wir nach China exportieren, aber Ackerland nicht für erneuerbare Energien zu nutzen (Biomasse)? Müssen wir tatsächlich viermal pro Jahr mit dem Flieger nach Malle fliegen, oder ist es in Deutschland nicht auch ganz erholsam? Hängt unser ganzes Glück davon ab, alle vier Jahre ein neues Auto fahren zu müssen? (Enthaltsamkeit, Bescheidenheit..) Diese angeschnittenen Gedanken sind nur der Teaser für neues Denken. Forscher, Wissenschaftler, Ingenieure, Mediziner aller Bundesländer: vereinigt Euch. Kauft notfalls die Besten unter den Besten ein, gemeinsam nachzudenken, wie wir die Krise meistern. Start?: Jetzt!
Der Ausweg aus der Angst: „Wir schaffen das!“
„Wir schaffen das!“: Voraussetzung für eine flotte, nachhaltige Krisenbewältigung ist das Bewusstsein, dass die uns alle mehr oder weniger befallene Angst vor den bislang ungelösten Problemen, Krisen lähmt, uns ohnmächtig macht. Das Bewusstsein für diesen Zustand ist aber schon einmal die „halbe Miete“. Wir müssen raus aus dem Tal der Finsternis. Zurückkehren muss altes Selbstbewusstsein, dass wir durch eine längere Phase der Entbehrungen gehen müssen. Wir haben uns diese Situation selbst „eingebrockt“, ohne dass irgendjemand dafür schuldig zu sprechen ist. Wie der Bauer im Frühjahr seinen Acker bestellt, in dem er seine „Hausaufgaben: Pflügen, Eggen, Drillen, Säen“ erledigt, werden wir alle unsere Hausaufgaben zur Krisenbewältigung machen müssen. Jeder! Unsere Politiker sind die vom Volk gewählten Vertreter, die Verwalter. Sie sind in den seltenen Fälle auch Gestalter. Das lässt unsere politische Landschaft nur äußerst bedingt zu. Wir selbst sind es, die die Ärmel hochkrempeln, das Hirn mit Energie versorgen, den Kompass auf „Go“ stellen und eine konzertierte Aktion wie seinerzeit bei Ludwig Ehrhard mit Leben erfüllen müssen. Jeder einzelne von uns muss seinen Betrag leisten. Die schlechte Nachricht für Trittbrettfahrer: „Die anderen sollen es mal machen“. Solche Trittbrettfahrer werden garantiert die Verlierer der Krisenbewältigung sein. Es kommt also tatsächlich auf das Engagement von allen an.
Das Beste zum Schluss: Handeln statt angstvoller Starre
Mit der festen Überzeugung, dass die Bereitschaft zum solidarischen Denken und Handeln ohne größere Unruhe im Volk abrufbar ist, wird aus dieser Krise ein neues, ein innovatives, ein wirklich vereintes Deutschland in der Mitte eines solidarischen Europas entstehen, das vom „alten“ Deutschland, dem Vorkrisen-Deutschland, kaum wiederzuerkennen ist. Packen wir gemeinsam an! Wir sind in der Pflicht, uns und der Nachwelt den Boden neu und erfolgreich zu bestellen. Es gilt der allseits bekannte Werbeslogan: „Geht nicht – gibt’s nicht!“
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Über den Autor
Georg-W. Moeller ist Führungskräftecoach und Spezialist für Unternehmernachfolge. Seine Website: gwm coaching plus: Motivationscamp