Nein keine Bange! Dies wird keine politische Stellungnahme, keine gezielte Kritik an A, B oder C. Es sind Gedanken einer Führungskraft, die veranschaulichen will, was mit den „Untergebenen“ passiert, wenn Führung im Unklaren, im Verwirrstadium verharrt. Insbesondere in schwierigen Zeiten ähnelt Führung dem Schiffskurs in schwerer See; es braucht den klaren Kurs, wenn die Botschaft unmissverständlich an die Empfänger kommen soll.
Der Kapitän hat die Führung und wankt auf der Brücke…
…..der Obersteuermann ist seekrank, der Segeloffizier flirtet mit hübschen Mädels, der Navigator hält permanent einen Magneten an seinen Kompass. Aus der Luft betrachtet hat es den Anschein, als ob das Segelschiff auf Schleuderkurs ist.
Jedem Leser ist sofort klar, dass an Bord die Führung ein echtes Problem hat. Mir kommt derzeit so in den Sinn, dass alle um die Regierungsübernahme werbenden Parteien zu dieser Armada der Schiffbrüchigen gehören. Wer im Wahlvolk ist momentan wirklich in der guten Stimmung, auf einem dieser Schiffe anzuheuern? Die Medien werfen, Jobgetreu, einen kritischen Blick auf auf das Szenario, der durchaus auch verzerrt sein mag. Statements der führenden Politiker aller Couleur lassen Zweifel aufkommen, ob sie tatsächlich das Hochseepatent innehaben, den nächsten Vierjahrestörn im Herbst angehen zu können.
Sie haben bitte Verständnis, wenn ich auf Gendersternchen etc. wegen des erhofften Leseflusses verzichte. Natürlich nehme ich mit Respekt alle Geschlechter mit ins Boot.
Crew und Bordgäste vermissen klare Signale der Führung
Der Vergleich mit der Kinder- oder Tiererziehung mag anfangs an den Haaren herbeigezogen sein, und dennoch: Jeder von uns, ob groß, ob klein, ob Mensch oder (Haus)-tier erwartet von der Führung die klare Ansage, die Orientierung, die Sicherheit verleiht. Fehler der Führungskraft werden viel eher toleriert als die anhaltende Ungewissheit, die permanente Verwirrung durch ausbleibende Verbindlichkeit schafft. Die Crew und die Gäste an Bord müssen zu jeder Stunde, bei jeder Wetterlage, das sichere Gefühl haben, dass die „Leut´ da oben auf der Brücke“ wissen, wohin der Törn führt.
Das Zauberwort für klare Führung ist neben der klaren Ansage KONSEQUENZ. Wenn schlechtes Wetter aufzieht, muss der klare „Befehl“ von oben kommen: Segel reffen, Bullaugen dicht, Schlingertaue ziehen etc. Die Crew, d. h. das Wahlvolk, hat eine hohe Leidenstoleranz, wenn das Gefühl da ist: „Ok, das ist eine erfahrene Führung, die wissen, was sie tun“. Die schlingern nicht im Kurs, die sagen an, wohin die Reise geht und vermitteln stets den klaren Plan.
Die Kapitäne der Bundesparteien brauchen allesamt Lotsen
Wer von den antretenden Kandidaten und Repräsentanten der Parteien vermittelt derzeit den klaren Kurs? Die Wahlcrew und ihr Volk schlingern durch die Monate, dass es nicht mehr feierlich ist. Keine Aussage ist wirklich klar, kein Statement von gestern hat morgen noch Bestand, kein roter Faden im Wahlkampf ist erkennbar. Kein Wunder, dass ein leiser Gegenwind in Form eines Plagiatsvorwurfes, der Zwist zwischen Schwesterparteien, der ewig nörgelnden Opposition ohne plausiblen Gegenentwurf, das von Bord gehen alter Tugenden etablierter Parteien zu Verwirrung, Frust und Abkehr führt. Untiefen liegen uns allen voraus im Kurs: Sandbänke in Form von Corona, Tornados aus dem Fernen Osten, Flaute aus der Klimaecke, Meutereigefahr im europäischen Binnenhafen etc. Die Wahlcrew erwartet die klare Ansage, die klare Orientierung, wer demnächst das Ruder übernehmen soll.
Das Bordkommando ist identisch mit dem Kommando im Unternehmen
Je mehr das Mutterschiff, die Politik, schlingernd durch die Meere zieht, je unklarer der Kurs des Mutterschiffes ist, desto wichtiger ist die klare Führung in den „Beibooten“, sprich den Unternehmen. Die Führungskräfte von morgen sind anders aufgestellt als die von heute. Es wird immer um den wirtschaftlichen Kurs, die Stabilität, die finanzielle Großwetterlage gehen. Führung bedeutet aber mehr denn je, jedes einzelne Crewmitglied in seiner Ganzheit wahrzunehmen, es jederzeit durch nachhaltige Motivation zu fördern. Motivation geht bei der klaren Ansage los und überzeugt am besten durch konsequentes Handeln der Führungskraft. Nie zuvor war die richtungsweisende Vorbildfunktion der Führung so entscheidend wie jetzt.
Klare Sicht voraus: So wird das Unternehmen Zukunft gelingen.
Kurswechsel gehören in unser aller Leben. Stürmische Zeiten genauso wie Flauten. Solange die Führung ihre Aufgabe so versteht, dass sie zwar Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit, aber beinahe noch größere für jeden Mitarbeiter im Unternehmen hat, können harte Zeiten dem Unternehmen nichts anhaben. Jedes Crewmitglied wird zu einem wertvollen Schiffsmitglied, sofern die klare Ansage, die Authentizität des Kapitäns, dauerhaft erlebbar ist. „Navigare necesse est“, Navigieren ist nötig!
Beitragsbild: Privat
Über den Autor
Georg-W. Moeller ist Führungskräftecoach und Spezialist für Unternehmernachfolge. Seine Website: gwm coaching plus: Motivationscamp