Vielleicht ist zum Thema Krise schon so viel gesagt, dass wir alle allmählich eine Krisenphobie entwickeln. Es vergeht kein Tag, an dem nicht wieder irgendeine Hiobsbotschaft über die Nachrichtenkanäle in unsere Seelen dringt. Heißt das, dass wir Krise ab nun einfach ausblenden, abschalten wie den Fernseher oder brauchen wir vielleicht eher so etwas wie eine Seelenmassage für unserer aller Salutogenese, will heißen die selbstwirkende Gesundheit?
Die Vogel Strauß-Haltung hat sich nicht bewährt
Nein, den Nachrichtenempfang ignorieren, ausstellen, sich selbst „totstellen“ ist keine Lösung. Und dennoch betrifft und berührt uns die weltpolitische Entwicklung, ob Corona, Inflation, Ukraine, Umwelt etc., nach wie vor. Da gibt es eine Reihe von verzagten, äußerst ängstlichen Zeitgenossen, die glauben, ohnehin „nichts machen zu können“. Deren Konsequenz ist, sich ihrem Schicksal zu ergeben und quasi in Schockstarre einfach abzuwarten bis die zahlreichen Tsunamis über uns hinweg gezogen sein werden. Keine gute Idee! Unbestritten besteht der Mensch nun mal aus Körper, Geist und Seele, selbst wenn die Verortung der Seele in uns Menschen bisweilen schwer fällt. Was ist die Seele? Vielleicht trifft das Bild des Radar es ziemlich gut. Unser Radar nimmt alles auf, was um uns geschieht, zunächst einmal unverarbeitet. Das bedeutet, dass das Wegducken nicht wirklich funktioniert. Unser aller Nachrichteneingangskörbchen füllt sich, ob wir wollen oder nicht.
Jammern, Motzen, Verzweifeln schwächt das System
Das Fenster öffnen und unsere Ängste, unseren Unmut laut hinauszubrüllen, kommt vielleicht einer Art Befreiungsschlag gleich. Wir machen uns Luft, wie es so schön heißt. Auch die Beteiligung an Demonstrationen ist sicherlich eine Möglichkeit, Menschen mit ähnlichen Befindlichkeiten, Ansichten zu treffen. Vielleicht stärkt die Gemeinschaft. Wir sind dann nicht alleine und fühlen uns verstanden von denen, die mit uns „marschieren“. Auch der Besuch von Podiumsveranstaltungen oder ähnlichen Plätzen, an denen wir Solidarität suchen und ggf. finden, gibt uns das Gefühl, dass wir unserer Stimmungslage im wahrsten Sinne Ausdruck verleihen können. Als Demokraten ist uns demokratischen Bürgern sogar die Stärkung unseres solidarischen Systems durch solche Maßnahmen empfohlen. Unsere Meinung zu den zahlreichen krisenhaften Entwicklungen bilden wir uns mannigfaltig durch die Flut von Medienangeboten – soweit, bis uns schwindelig wird vor lauter Hiobsbotschaften und unterschiedlichen Meinungen der Publizisten. Aber hilft uns das wirklich, nachhaltig und effektiv, unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit zu massieren, zu verwöhnen, zu pflegen, damit wir das Äußere nicht allzu beschädigend an uns heranlassen? Nein!
Kopf hoch, Mut und Demut und was damit gemeint ist!
Bereits ca. 600 v. Chr. formulierte der Fabeldichter Äsop für den verzweifelten Bauern: „Lege selbst die Hände an die Räder und treibe deinen Ochsen an. So wird dir geholfen“. Es geht also um die Hilfe zur Selbsthilfe „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ ist wohl umgangssprachlich bekannter. Ohne die zahlreichen Krisen auch nur annähernd wegretuschieren, ignorieren, klein reden zu wollen, bedarf es eines grundsätzlichen Innehaltens und Neuorientierens. Wir sind es selbst, die aufgefordert sind, uns zu helfen, uns zu pflegen, auf uns zu achten, um gestärkt durch die Krise und aus ihr wieder herauszugehen. Der Blick in den Spiegel kann uns dabei helfen. Was haben wir nicht alles schon in unserem Leben erlebt, durchlebt und gemeistert! So manche Mühsal haben wir mehr oder minder mutig, manchmal auch von Zweifeln begleitet, bewältigt. Erinnern wir uns: wie waren die Emotionen, nachdem wir die eine oder andere brisante Kurve „gekratzt“ hatten?
Schimmert da nicht doch Dankbarkeit, Stolz, Mut, vielleicht auch zwischenzeitlich aufgekommene Demut auf? Demut ist beileibe nicht das Gegenteil von Mut. Es ist die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, nicht zu murren und bewusst auf Heilung, Lösung zu warten. Dabei nehmen wir uns bewusst in unserer Persönlichkeit zurück. Das ist Demut. In Erinnerung und in dem Bewusstsein, dass wir enorme resiliente Kräfte in uns mobilisieren können, sind wir in der Lage, mutig dem derzeit scheinbar unüberwindlichen Krisenfurioso zu begegnen. Wir haben´s drauf! Wir leben in einer Demokratie, eingebettet in eine Staatengemeinschaft, die deutlich mehrheitlich den Frieden in diesem Teil der Welt sichern will. Die EU ist die stärkste Binnenwirtschaft der Welt. Die anhaltenden Krisen haben uns (hoffentlich) alle wachgerüttelt. Wir haben den Apell verstanden, dass wir nun mit mutigem, demütigen Handeln zuversichtlich unsere Zukunft anpacken können. Jeder von uns auf seine Weise.
Bild von Jackie Samuels auf Pixabay
Über den Autor
Georg-W. Moeller ist Führungskräftecoach und Spezialist für Unternehmernachfolge. Seine Website: gwm coaching plus: Motivationscamp